ADFC-Unterfranken berät Situation Bike+Ride

Auf dem Treffen der unterfränkischen ADFC-Kreisverbände in Aschaffenburg wurde die Situation von Radabstellanlagen an Bahnhöfen in Unterfranken bewertet. Während es in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg Ansätze für eine Verbesserung der sehr gemischten Situation gibt, sind in größeren Teilen Unterfrankens entweder keine Fahrradabstellanlagen in Bahnhöfen vorhanden oder in einem sehr schlechtem Zustand. Der Mangel ist der Regelzustand.

 

Als besonders negativ wurde es bewertet, dass an gerade erneuerten Bahnhöfen die Bike und Ride – Anlagen eher vergessen wurden. In Heigenbrücken und Partenstein gibt es Anlagen auf einem qualitativ niedrigen Niveau mit klassischen "Felgenkillern".

Oft fehlt es auch an der Menge. An etlichen Bahnhöfen zeigt sich eine chronische Überlastung, dies gilt u.a. für Stockstadt, Lohr, Kahl, Partenstein.

Überraschend ist, dass oft und sogar in größeren Orten wie Münnerstadt Radabstellanlagen an Bahnhöfen völlige Fehlanzeige sind.

 

Dies ist um so unverständlicher, nachdem die bayerische Staatsregierung den Bau von Radabstellanlagen fördert. Für Fahrradboxen werden bis zu 750 € pro Stellplatz bezuschusst – nur gibt es diese in Unterfranken mit wenigen Ausnahmen nirgendwo.

 

Zusätzlich hat auch die DB in 2019 ein Förderprogramm für 100.000 Abstellplätze auf den Weg gebracht. Der Landkreis Miltenberg und der Stadt Aschaffenburg haben sich daran beteiligt, der Landkreis Aschaffenburg hingegen bisher nicht.

 

Verknüpfung von verschiedenen Verkehrsmitteln als Gebot der Stunde

Der Nahverkehr wird in den Gemeinden den „letzten Winkel“ nicht erschließen können. Oft geht es um Entfernungen, welche in der Regel sehr leicht mit dem Fahrrad überwunden werden können (0 bis 5 km).

 

Pedelecs und E-Bikes motivieren die Nutzer zu längeren Strecken. Eine Distanz von 10 km kann bei 25 km/h theoretisch in 24 Minuten überwunden werden. Dies unterbietet heute teilweise die Fahrzeiten des motorisierten Individualverkehrs in den Spitzenlastzeiten. Folglich wird der Radverkehr zu einer echten Alternative entweder für den kompletten Arbeitsweg oder als Zubringer/Abbringer zu den Stationen des öffentlichen Nahverkehrs.

Oft fördert die Lücke in der Wegekette, dazu gehören auch das Fehlen geeignete Abstellanlagen, die Entscheidung für die gesamte Strecke das Auto zu nutzen. Dieser Wirkungskreis muss durchbrochen werden.

 

Radboxen/Fahrradstationen mit Lademöglichkeit

Für Berufspendler, welche höherwertige Fahrräder nutzen, sind entsprechend gesicherte Fahrradabstellanlagen (Fahrradboxen) erforderlich. Fahrräder werden an Bahnhöfen oder Bushaltestellen nicht für kurze Zeitabschnitte, sondern für viele Stunden abgestellt.

 

In dieser Hinsicht ist man im Landkreis Darmstadt-Dieburg schon einige Schritte weiter, wie das Bild mit Abstellanlagen und Fahrradboxen aus Babenhausen zeigt.

 

Öffentlichkeitsarbeit

Für ein Bike+Ride-System ist eine Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, um dieses bekannt zu machen und den Umstieg auf den Umweltverbund zu fördern. Das beste System nutzt nichts, wenn keiner davon Kenntnis hat und dieses nur von denjenigen gesehen wird, die heute bereits Fahrrad und ÖPNV kombinieren.

 

Ein mögliches Thema wäre auch die Beratung von Kommunen hinsichtlich der vorhandenen Fördermöglichkeiten z.B. für Bike+Ride-Anlagen und digitale System (dyn. Fahrgastinfo etc.).

 

An größeren Bahnhöfen sollte ein Fahrradverleih-Angebot vorhanden sein. Dies sollte einfach und digital buchbar sein.

 

Präsentation vom 09.11.2019

 

Vortrag 06.07.2019 bei der Grünen Bezirksdelegiertenversammlung zu Bike+Ride

Neben der Fragestellung der möglichen Reaktivierung von Bahnstrecken in Unterfranken (Steigerwaldbahn, Mainschleifenbahn, Bachgaubahn) stellt Tino Fleckenstein (ADFC Aschaffenburg) dar, welche Rolle die "Letzte Meile" spielt, und wie der Weg vom/zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle abgewickelt werden kann.

In einem Exkurs wurde die Bike+Ride-Situation in Unterfranken betrachtet. Das Bild ist sehr uneinheitlich, von der Radstation in Aschaffenburg bis zu völlig fehlenden Radabstellanlagen, selbst an größeren Orten wie Münnerstadt ist alles gegeben. Oft übersteigt der Wert eines Fahrrades oft den Restwert der gesamten Radabstellanlage, denn oft sind diese in einem sehr desolaten Zustand. Ein Beispiel, dass es selbst bei einem neuen Bahnhof nicht selbstverständlich ist, dass geeignete Radabstellanlagen in ausreichender Menge installiert werden, ist Heigenbrücken.

Umso unverständlicher, da es hierzu bereits Förderungen seitens der Bayerischen Staatsregierung oder über Sonderprogramm (Bike+Ride-Offensive der DB) gibt.

Für eine Reaktivierung von Bahnstrecken ist es hilfreich, die Bahnhöfe ansprechend zu gestalten und dort weitergehende Mobilitätsangebote (Carsharing, Bikesharing, Bike+Ride, Park+Ride, Bus-ÖPNV, usw.) vorzuhalten. Gerade für größere Orte wie Großostheim (Bachgaubahn) oder Gerolzhofen (Steigerwaldbahn) wäre es eine Stärkung dieser neu entstehenden Schienenverkehre. Für die Steigerung der Aufenthaltsqualität wäre ein Kiosk, Bäcker etc. hilfreich. Im Landkreis Miltenberg wurde dies bereits an einigen Bahnhöfen mit Erfolg angegangen.

Dazu die Präsentation vom 06.07.2019

Im Rahmen der B-26-Diskussion in Aschaffenburg hatte der ADFC 2017 ein Positionspapier zur Stärkung des Umweltverbundes im "Südwestkorridor" vorgelegt. In Vorbereitung auf diese Konferenz wurde dieses nun etwas auf den Schwerpunkt Stärkung von Bahnreaktivierung aktualisiert.

Positionspapier Reaktivierung Bahnstrecken in Unterfranken

Fotos von den Vorträgen

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